Die Bedeutung des Todes

Die Unsterblichen: Roman - Chloe Benjamin, Norbert Möllemann, Charlotte Breuer

New York im Sommer 1969: Die Geschwister Simon (7), Klara (9), Daniel (11) und Varya (13) Gold werden zum Opfer ihrer Neugier. Sie lassen sich von einer Wahrsagerin, die sich gerade in der Stadt aufhält, den exakten Tag ihres Todes voraussagen. Die Älteste wird demnach mit einem langen Leben rechnen können, dem Jüngsten wird ein früher Tod prophezeit. Die vorhergesagten Sterbedaten wirken sich auf die Biografien der vier Geschwister aus. Während Simon und Klara versuchen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, gehen es Daniel und Varya ruhiger an.

„Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist ein ungewöhnlicher Roman.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog, der ins Jahr 1969 entführt. Anschließend folgen vier Teile, wovon jeder einem der vier Geschwister gewidmet ist und mehrere Jahre umfasst. Sie sind chronologisch angeordnet und fügen sich nahtlos aneinander. Die einzelnen Teile sind wiederum in mehrere Kapitel untergliedert. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist angenehm und wirkt durch viel wörtliche Rede recht lebhaft. Erzählt wird im Präsens. Obwohl der Roman recht unaufgeregt ist, konnte er mich fesseln. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht.

Die vier Protagonisten sind recht unterschiedliche, aber reizvolle Charaktere. Sie werden detailliert und authentisch dargestellt. Ich habe gerne ihre Lebenswege verfolgt.

Die Stärke des Romans sind seine inhaltliche Tiefe und seine Komplexität. Er wirft interessante Fragen auf:  Beeinflusst das Wissen über den eigenen Todestag das Leben? Führen solche Vorhersagen zu selbsterfüllenden Prophezeiungen? Und was macht überhaupt ein erfülltes Leben aus? Die Geschichte regt zum Nachdenken an und bereitet diese Thematik sehr gut auf. Die Grundidee des Romans ist sehr kreativ, die Umsetzung überzeugend.

Trotz der eher hohen Seitenzahl kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Das liegt daran, dass diese Familiengeschichte mich emotional bewegen konnte. Ein Pluspunkt ist darüber hinaus, dass immer wieder interessante geschichtliche Fakten mit der fiktiven Handlung verwoben sind.

Das Cover, das sich an der amerikanischen Originalausgabe orientiert, hat keine starke Aussagekraft, gefällt mir jedoch sehr. Der prägnante Titel ist ebenfalls von der Vorlage („The immortalists“) übernommen. Er ist inhaltlich natürlich nicht korrekt, passt aber dennoch ganz gut.

Mein Fazit:
„Die Unsterblichen“ von Chloe Benjamin ist ein kreativer Roman. Eine empfehlenswerte Geschichte, die nachdenklich macht und berührt.